Pflegeleitbild
soziale Betreuung
Aktivitäten
Dienstleistungen

Leitbild für soziale Betreuung

Soziale Betreuung ist für uns mehr als ein Angebot von Beschäftigungsmöglichkeiten.

Grundlegend ist für uns die Achtung der Menschenwürde und die Akzeptanz des Menschen in seinem So-Geworden-sein. Gerade in Hinsicht auf dementielle Erkrankungen ist das Fundament unserer Arbeit die Erkenntnis, dass jeder Mensch in einer biographischen Kontinuität lebt; d.h. auch mit zunehmenden cerebralen Abbau verliert man nicht seine Identität, sondern man bleibt der, der man war.

Die Identität ist jedoch bedroht durch den zunehmenden Verlust, Umweltreize und gegenwärtiges Erleben zu verarbeiten und im Gedächtnis zu speichern.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem Punkt und bedrohen durch ihre unstrukturierte Abgrenzung das Ich.

Sicherheit vermitteln in dieser Konfusion das Einhalten von Lebensgewohnheiten, Ritualen und die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Erinnerungen an schöne aber auch schlechte Tage.

Im Gegensatz zum psychotherapeutischen Ansatz von Naomi Feil, die den Rückzug der Verwirrten aus der gegenwärtigen Realität als Funktion der Verarbeitung und des Überlebens zur Bearbeitung unbewältigter Konflikte deutet, verstehen wir den Rückzug als stabilisierendes Element, um sich in der Gegenwart zurechtzufinden.

Daher ist die Grundlage der sozialen Betreuung nicht eine isolierte Einzelintervention sondern ein milieutherapeutisches Gesamtkonzept, welches folgende Schwerpunkte aufweist.

1.     Integration

Eine Trennung in Zielgruppen ist auf Grund  großer individueller Unterschiede wenig sinnvoll. Das integrative Konzept basiert auf der Annahme des Lernens am Modell, d.h. dass unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Gruppe sich positiv auf die gesamte Gemeinschaft auswirken.

Gemeinschaft gibt mit ihren Regeln und Verhaltensweisen insbesondere den dementen Bewohner/Innen Halt, Sicherheit und das Gefühl Teil einer Gruppe zu sein.

Ein ausgewogenes Verhältnis von Teilhabe an der Gemeinschaft und Rückzugsbedürfnissen ist individuell zu ermöglichen.

Für die Stabilität des Systems ist es wichtig, dass Störungen durch auffälliges Verhalten durch angepasste Kriseninterventionen , Einzel- oder Kleingruppenbetreuung und Förderung der Einsicht auf Seiten der gestörten Bewohner/Innen begegnet wird.

2. Kommunikation

Aktives Zuhören, Empathie, das Entgegenbringen von Wertschätzung und die Bereitschaft die Bewohner/Innen in ihrem jeweiligen aktuell gegebenen und subjektiv erlebten Kontext zu betrachten und die Kommunikation den Bedürfnissen der Bewohner/Innen anzupassen sind das Fundament unserer Arbeit.

Entscheidend für die Kommunikation sind nicht immer die Sachinhalte sondern die zeitweise verborgenen emotionalen Botschaften.

Es gilt daher ganz Ohr zu sein und durch Fragen und Verbalisieren der Gefühlsebene , Offenheit zu signalisieren und ein partnerschaftliches Gespräch zu führen.

Bewohnerzentrierte Kommunikation ist ein wesentliches Element zur Bewahrung der Ich- Stabilität als Voraussetzung von angstfreier Teilnahme am Gemeinschaftsleben.

3. Normalisierungsansatz

Verhaltensweisen und Deutungen der personellen Umwelt und der institutionellen Strukturen sind kontinuierlich hinsichtlich ihrer Wirkungen auf die zu betreuenden  Menschen zu reflektieren.

Maßstab der Reflektion ist das Normalisierungsprinzip, d.h. Sozialverhalten, Lebensraum und Tagesstrukturierung sind an den Bedürfnissen und Lebensgewohnheiten der Bewohner/Innen auszurichten.

Eine Teilnahme am gemeinschaftlichen Leben außerhalb der Einrichtung ist zu ermöglichen.

Angehörige, Betreuer und Bekannte sind in diesen Prozeß zu integrieren.

4. Beschäftigungsangebote

Beschäftigung wird nicht als Zusatzangebot angesehen, sondern Beschäftigung ist integraler Bestandteil aller pflegerischer Interventionen, indem das Ziel der Erhaltung, Förderung und das Wiedererlangen von Fähigkeiten angestrebt wird.

Jede Pflegehandlung ist zugleich Beschäftigung und soziale Betreuung.

Im Rahmen der Pflegeplanung werden Möglichkeiten der Teilhabe an Gemeinschaftsveranstaltungen sowie individuelle Beschäftigungsfähigkeiten reflektiert und individuell geplant.

Ständige Angebote der Einrichtung unterstützen den Prozeß der Integration in die Gemeinschaft.